von Kathrin Werner Willstätt
Ulrich Ehmes klopft
gegen einen riesigen Kessel, noch ist er in Plastikfolie eingewickelt.
"Bald ist hier Slurry im Wert von 30.000 Euro drin", sagt der Chef des
Batterieherstellers Leclanché. Die Einweihung seiner neuen Fabrik im
badischen Willstätt ist Anfang Juli, die Beschichtungsmaschinen stehen
schon bereit. Bald pressen sie die Kathodenmasse aus dem Kessel, eine
Aluminiumfolie, eine Trennungsschicht, Anodenmasse und Kupferfolie zu
Batteriezellen zusammen. Sie sollen die Energiewende retten.
Die Entwicklung effektiver Stromspeicher gehört zu den größten Problemen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien
. Strom aus Wind und Sonne schwankt mit dem Wetter, der Verbrauch kaum.
Damit die Schwankungen die Stromnetze nicht überfordern, die eine
stabile Spannung brauchen, benötigt Deutschland Milliardeninvestitionen
in neue Netze - oder Batterien. Um Knappheit bei Flaute und in
sonnenarmen Stunden zu vermeiden, braucht es konventionelle Kraftwerke,
die die Umwelt verschmutzen - oder Batterien.
Noch
gibt es ihn kaum, den Markt für Ökostromspeicher, vor allem weil
Batterien teuer sind. Doch Experten rechnen mit einem schnellen
Durchbruch. Selbst ohne staatliche Subventionen werden laut einer Studie
des Beratungsunternehmens Boston Consulting bis 2030 280 Mrd. Euro
weltweit in Speicher investiert, die Hälfte davon geht in
Batterietechnik.
Solarfirmen wie Solarworld hätten gern einen Teil vom Milliardenkuchen ab - und bieten Solarbatterien an. Auch Elektronikkonzerne wie Panasonic
haben das Feld für sich entdeckt. Die Solarbatterien sollen
Häuslebesitzern helfen, statt rund 30 Prozent, 60 bis 70 Prozent des
Sonnenstroms vom Dach selbst zu verbrauchen. Das lohnt sich, wenn
Einspeisetarife für Solarstrom wie geplant sinken. Batterien als Ergänzung von Solaranlagen
werden eines der wichtigsten Themen auf der Leitmesse Intersolar, die
am Mittwoch in München beginnt. Auch Leclanché stellt
Lithium-Ionen-Produkte vor, von der Lösung für Eigenheim-Besitzer bis zu
Großspeichern im Containerformat.
Mit der neuen
Fabrik will Leclanché das Kostenproblem bekämpfen. Denn den größten
Kostenvorteil lieferten Skaleneffekte, so Ehmes. In Willstätt sollen pro
Jahr eine Million Lithium-Titanat-Zellen vom Band fallen. Leclanché
setzt sie zu Speichermodulen zusammen, die für 18.000 Eigenheime oder
150 Großbatterien für Industrieunternehmen reichen.
Das größte Problem der
Lithium-Ionen-Batterien, das auch die Elektro-Autoindustrie belastet,
glaubt Ehmes gemeistert zu haben: die Explosionsgefahr. Batterien werden
beim Laden sehr heiß. Leclanchés Trick: ein keramischer Separator, der
Kathode und Anode in der Batterie trennt.
Die Nachfrage nach
Ökostromspeichern sei schon deutlich größer als das Angebot, so Ehmes:
"Es wird der das Geschäft machen, der auch liefern kann." Leclanché baut
neben Ökostromspeichern vor allem portable Systeme, etwa für die
Kaffeemaschinen der Schweizer Bahn. 2006 kaufte die Firma mit Sitz in
der Schweiz ein Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtechnik
und baute die Lithium-Ionen-Produktion auf. 2011 erwirtschaftete
Leclanché einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 11,6 Mio. Schweizer Franken (9,6 Mio. Euro) bei 13,4 Mio. Franken Umsatz.
Quelle: http://www.ftd.de/wissen/technik/:energiewende-stromspeicher-werden-zum-milliardenmarkt/70048756.html