Dienstag, 12. Juni 2012

Stromspeicher werden zum Milliardenmarkt

Batterien sind ein Schlüssel für die Energiewende. Auf der Messe Intersolar ist Speichertechnik eines der Hauptthemen. Ein neuer Markt entsteht. 
 
von Willstätt
 
Ulrich Ehmes klopft gegen einen riesigen Kessel, noch ist er in Plastikfolie eingewickelt. "Bald ist hier Slurry im Wert von 30.000 Euro drin", sagt der Chef des Batterieherstellers Leclanché. Die Einweihung seiner neuen Fabrik im badischen Willstätt ist Anfang Juli, die Beschichtungsmaschinen stehen schon bereit. Bald pressen sie die Kathodenmasse aus dem Kessel, eine Aluminiumfolie, eine Trennungsschicht, Anodenmasse und Kupferfolie zu Batteriezellen zusammen. Sie sollen die Energiewende retten.
Ulrich Ehmes ist Chef des Batterieherstellers Leclanché in Willstätt   
Ulrich Ehmes ist Chef des Batterieherstellers Leclanché in Willstätt

Die Entwicklung effektiver Stromspeicher gehört zu den größten Problemen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien . Strom aus Wind und Sonne schwankt mit dem Wetter, der Verbrauch kaum. Damit die Schwankungen die Stromnetze nicht überfordern, die eine stabile Spannung brauchen, benötigt Deutschland Milliardeninvestitionen in neue Netze - oder Batterien. Um Knappheit bei Flaute und in sonnenarmen Stunden zu vermeiden, braucht es konventionelle Kraftwerke, die die Umwelt verschmutzen - oder Batterien.
Noch gibt es ihn kaum, den Markt für Ökostromspeicher, vor allem weil Batterien teuer sind. Doch Experten rechnen mit einem schnellen Durchbruch. Selbst ohne staatliche Subventionen werden laut einer Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting bis 2030 280 Mrd. Euro weltweit in Speicher investiert, die Hälfte davon geht in Batterietechnik.
Erwarteter kumulierter Umsatz mit Stromspeichern 2011 bis 2030  
Erwarteter kumulierter Umsatz mit Stromspeichern 2011 bis 2030 
 
Solarfirmen wie Solarworld hätten gern einen Teil vom Milliardenkuchen ab - und bieten Solarbatterien an. Auch Elektronikkonzerne wie Panasonic haben das Feld für sich entdeckt. Die Solarbatterien sollen Häuslebesitzern helfen, statt rund 30 Prozent, 60 bis 70 Prozent des Sonnenstroms vom Dach selbst zu verbrauchen. Das lohnt sich, wenn Einspeisetarife für Solarstrom wie geplant sinken. Batterien als Ergänzung von Solaranlagen werden eines der wichtigsten Themen auf der Leitmesse Intersolar, die am Mittwoch in München beginnt. Auch Leclanché stellt Lithium-Ionen-Produkte vor, von der Lösung für Eigenheim-Besitzer bis zu Großspeichern im Containerformat.
Mit der neuen Fabrik will Leclanché das Kostenproblem bekämpfen. Denn den größten Kostenvorteil lieferten Skaleneffekte, so Ehmes. In Willstätt sollen pro Jahr eine Million Lithium-Titanat-Zellen vom Band fallen. Leclanché setzt sie zu Speichermodulen zusammen, die für 18.000 Eigenheime oder 150 Großbatterien für Industrieunternehmen reichen.







Bald sei eine Kombination aus Solarstrom tagsüber und Strom aus der Batterie nachts günstiger als Strom, den die Solaranlagenbesitzer von ihrem Energieversorger kaufen, sagt Ehmes. Auch Batterieexperte Matthias Vetter vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme erwartet, dass Batterien den Käufern wirtschaftlich große Chancen bieten: "In der Zukunft werden Einspeisevergütung und Strompreis so weit auseinanderklaffen, dass sich der Einsatz dezentraler Speicher lohnen wird."
Das größte Problem der Lithium-Ionen-Batterien, das auch die Elektro-Autoindustrie belastet, glaubt Ehmes gemeistert zu haben: die Explosionsgefahr. Batterien werden beim Laden sehr heiß. Leclanchés Trick: ein keramischer Separator, der Kathode und Anode in der Batterie trennt.
Die Nachfrage nach Ökostromspeichern sei schon deutlich größer als das Angebot, so Ehmes: "Es wird der das Geschäft machen, der auch liefern kann." Leclanché baut neben Ökostromspeichern vor allem portable Systeme, etwa für die Kaffeemaschinen der Schweizer Bahn. 2006 kaufte die Firma mit Sitz in der Schweiz ein Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtechnik und baute die Lithium-Ionen-Produktion auf. 2011 erwirtschaftete Leclanché einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 11,6 Mio. Schweizer Franken (9,6 Mio. Euro) bei 13,4 Mio. Franken Umsatz.

Quelle: http://www.ftd.de/wissen/technik/:energiewende-stromspeicher-werden-zum-milliardenmarkt/70048756.html
 

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