Daimler produziert künftig nicht nur Batterien für
Elektroautos, sondern auch für den stationären Einsatz in Privathaushalten und
Unternehmen. Die Stuttgarter tun es dem US-Elektroautobauer Tesla nach.
Stuttgart - Daimler will künftig nicht nur Batterien für Elektroautos bauen, sondern auch in
das Geschäft mit stationären Stromspeichern für Privat- und Firmenkunden
einsteigen. „Im Juni wollen wir damit an den Markt gehen“, sagte eine
Daimler-Sprecherin. Die Auslieferung der Batterien solle im Herbst beginnen. Zu
Preisen und Stückzahlen machte der Autobauer keine Angaben. Der amerikanische
Elektroauto-Pionier Tesla hatte vor wenigen Wochen medienwirksam ein ähnliches Produkt namens
Powerwall vorgestellt und Preise ab 3000 Dollar für die kleinere Variante mit
einer Speicherkapazität von sieben Kilowattstunden genannt. Hinzu kommen die
Installationskosten. Die ersten Tesla-Speicher sollen gegen Ende des Jahres
ausgeliefert werden. In der zweiten Maiwoche hatte Firmengründer Elon Musk
bereits an die 40 000 Vorbestellungen gemeldet. Damit sei die
Produktionskapazität bis Mitte 2016 ausgebucht.
Der Daimler-Vorstoß sei keine Reaktion auf das Angebot von Tesla, bekräftigte
die Sprecherin – und ließ dabei zugleich Anerkennung für das
Kommunikationstalent von Musk durchblicken. Tatsächlich ist die stationäre
Stromspeicherung kein Neuland für die Stuttgarter. „Auf diesem Gebiet haben wir
bereits seit 2012 erste Erfahrungen gesammelt“, sagte Harald Kröger,
Entwicklungsleiter für Elektrik bei Mercedes Cars. Im sächsischen Kamenz, wo
auch die Produktion der Daimler-Batterietochter Deutsche Accumotive angesiedelt
ist, betreibt das Gemeinschaftsunternehmen Coulomb einen industriellen
Großspeicher von Daimler mit einer Kapazität von 500 Kilowattstunden, der in
den kommenden Wochen auf 3000 Kilowattstunden erweitert werden soll.
Schwankungen im Stromnetz nehmen zu
Die Anlage wird eingesetzt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und
trägt so zur Netzstabilität bei. Die Lithium-Ionen-Akkus können überschüssigen
Strom zwischenspeichern und ihn bei Bedarf schnell wieder abgeben. Angesichts
des wachsenden Anteils der stark schwankenden erneuerbaren Stromquellen Sonne
und Wind werden derartige Energiespeicher immer wichtiger. „Das wird eine
großer Markt“, heißt es bei Daimler. Bei Stromspeichern für Privatkunden plant
Daimler unter anderem eine Kooperation mit dem Energiekonzern EnBW. Tesla hat
als Partner den Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick gewonnen, der mit seiner
Software namens Schwarm-Dirigent die intelligente Vernetzung dezentraler
Kraftwerke vorantreibt – egal, ob es sich um ein Blockheizkraftwerk im Keller
eines Mehrfamilienhauses oder eine Fotovoltaikanlage handelt. Mit heimischen
Speicherbatterien könnten Privathaushalte noch besser zur Netzstabilität
beitragen.
Auch wirtschaftlich wird die Stromspeicherung immer interessanter. Während
eine Kilowattstunde Strom aus dem Netz rund 25 Cent kostet, liegen die Produktionskosten
privater Fotovoltaikanlagen mittlerweile nur noch zwischen elf und 13 Cent. Der
Eigenverbrauch von Solarstrom rechnet sich also – erst recht angesichts
gesunkener Einspeisevergütungen. Mit Hilfe von Batterien – für die es auch
Kredite und Zuschüsse der KfW gibt – ließen sich bis zu 60 Prozent des selbst
erzeugten Solarstroms im eigenen Haushalt nutzen, heißt es beim Solar Cluster
Baden-Württemberg. Der Verein vertritt rund 40 Akteure aus der Solarbranche.
Module lassen sich zu größeren Einheiten
kombinieren
Den Daimler-Oberen schweben nicht nur private, sondern auch gewerbliche
Kunden für ihre Stromspeicher vor – etwa Supermärkte, die selbst erzeugten
Solarstrom besser nutzen und zugleich das Netz entlasten könnten. Technisch
basieren die Daimler-Batterien auf den Akkus, die auch im Elektro-Smart
eingesetzt werden. Was sich „auf Millionen zurückgelegten Kilometern unter
widrigsten Bedingungen“ bewährt habe, bringe auch für den stationären Einsatz
die besten Voraussetzungen mit, sagt Daimler-Manager Kröger. Die einzelnen
Module haben eine Kapazität von 2,5 oder 5,9 Kilowattstunden und können zu
größeren Einheiten kombiniert werden.
Der Daimler-Tochter Accumotive sollen die stationären Batterien neue
Wachstumschancen eröffnen. In den kommenden Jahren sollen rund 100 Millionen
Euro in die Produktionsstätte in Kamenz investiert werden. Bisher seien dort
mehr als 60 000 Lithium-Ionen-Batterien produziert worden. Ungeachtet der
Konkurrenz zwischen Tesla und Daimler bei stationären Stromspeichern liefert
das US-Unternehmen weiterhin den Antriebsstrang für die Elektroversion der
B-Klasse zu.
Von Werner
Ludwig 28. Mai 2015 - 19:26 Uhr
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