Freitag, 29. Mai 2015

Daimler-Tochter Accumotive - Auch Daimler setzt auf Batterien für daheim



Daimler produziert künftig nicht nur Batterien für Elektroautos, sondern auch für den stationären Einsatz in Privathaushalten und Unternehmen. Die Stuttgarter tun es dem US-Elektroautobauer Tesla nach.

Stuttgart - Daimler will künftig nicht nur Batterien für Elektroautos bauen, sondern auch in das Geschäft mit stationären Stromspeichern für Privat- und Firmenkunden einsteigen. „Im Juni wollen wir damit an den Markt gehen“, sagte eine Daimler-Sprecherin. Die Auslieferung der Batterien solle im Herbst beginnen. Zu Preisen und Stückzahlen machte der Autobauer keine Angaben. Der amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla hatte vor wenigen Wochen medienwirksam ein ähnliches Produkt namens Powerwall vorgestellt und Preise ab 3000 Dollar für die kleinere Variante mit einer Speicherkapazität von sieben Kilowattstunden genannt. Hinzu kommen die Installationskosten. Die ersten Tesla-Speicher sollen gegen Ende des Jahres ausgeliefert werden. In der zweiten Maiwoche hatte Firmengründer Elon Musk bereits an die 40 000 Vorbestellungen gemeldet. Damit sei die Produktionskapazität bis Mitte 2016 ausgebucht.

Der Daimler-Vorstoß sei keine Reaktion auf das Angebot von Tesla, bekräftigte die Sprecherin – und ließ dabei zugleich Anerkennung für das Kommunikationstalent von Musk durchblicken. Tatsächlich ist die stationäre Stromspeicherung kein Neuland für die Stuttgarter. „Auf diesem Gebiet haben wir bereits seit 2012 erste Erfahrungen gesammelt“, sagte Harald Kröger, Entwicklungsleiter für Elektrik bei Mercedes Cars. Im sächsischen Kamenz, wo auch die Produktion der Daimler-Batterietochter Deutsche Accumotive angesiedelt ist, betreibt das Gemeinschaftsunternehmen Coulomb einen industriellen Großspeicher von Daimler mit einer Kapazität von 500 Kilowattstunden, der in den kommenden Wochen auf 3000 Kilowattstunden erweitert werden soll.

Schwankungen im Stromnetz nehmen zu

Die Anlage wird eingesetzt, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und trägt so zur Netzstabilität bei. Die Lithium-Ionen-Akkus können überschüssigen Strom zwischenspeichern und ihn bei Bedarf schnell wieder abgeben. Angesichts des wachsenden Anteils der stark schwankenden erneuerbaren Stromquellen Sonne und Wind werden derartige Energiespeicher immer wichtiger. „Das wird eine großer Markt“, heißt es bei Daimler. Bei Stromspeichern für Privatkunden plant Daimler unter anderem eine Kooperation mit dem Energiekonzern EnBW. Tesla hat als Partner den Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick gewonnen, der mit seiner Software namens Schwarm-Dirigent die intelligente Vernetzung dezentraler Kraftwerke vorantreibt – egal, ob es sich um ein Blockheizkraftwerk im Keller eines Mehrfamilienhauses oder eine Fotovoltaikanlage handelt. Mit heimischen Speicherbatterien könnten Privathaushalte noch besser zur Netzstabilität beitragen.

Auch wirtschaftlich wird die Stromspeicherung immer interessanter. Während eine Kilowattstunde Strom aus dem Netz rund 25 Cent kostet, liegen die Produktionskosten privater Fotovoltaikanlagen mittlerweile nur noch zwischen elf und 13 Cent. Der Eigenverbrauch von Solarstrom rechnet sich also – erst recht angesichts gesunkener Einspeisevergütungen. Mit Hilfe von Batterien – für die es auch Kredite und Zuschüsse der KfW gibt – ließen sich bis zu 60 Prozent des selbst erzeugten Solarstroms im eigenen Haushalt nutzen, heißt es beim Solar Cluster Baden-Württemberg. Der Verein vertritt rund 40 Akteure aus der Solarbranche.

Module lassen sich zu größeren Einheiten kombinieren

Den Daimler-Oberen schweben nicht nur private, sondern auch gewerbliche Kunden für ihre Stromspeicher vor – etwa Supermärkte, die selbst erzeugten Solarstrom besser nutzen und zugleich das Netz entlasten könnten. Technisch basieren die Daimler-Batterien auf den Akkus, die auch im Elektro-Smart eingesetzt werden. Was sich „auf Millionen zurückgelegten Kilometern unter widrigsten Bedingungen“ bewährt habe, bringe auch für den stationären Einsatz die besten Voraussetzungen mit, sagt Daimler-Manager Kröger. Die einzelnen Module haben eine Kapazität von 2,5 oder 5,9 Kilowattstunden und können zu größeren Einheiten kombiniert werden.

Der Daimler-Tochter Accumotive sollen die stationären Batterien neue Wachstumschancen eröffnen. In den kommenden Jahren sollen rund 100 Millionen Euro in die Produktionsstätte in Kamenz investiert werden. Bisher seien dort mehr als 60 000 Lithium-Ionen-Batterien produziert worden. Ungeachtet der Konkurrenz zwischen Tesla und Daimler bei stationären Stromspeichern liefert das US-Unternehmen weiterhin den Antriebsstrang für die Elektroversion der B-Klasse zu.


Von Werner Ludwig 28. Mai 2015 - 19:26 Uhr



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